Lascaux IV

Lascaux IV
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Die Höhlen von Lascaux und ihre 20.000 Jahre alten Wandmalereien gelten als die „Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte“. Nun haben Snøhetta und der Szenograph Casson Mann im französischen Montignac einen Ort geschaffen, in dem die prähistorische Kunst erlebbar ist.

Das neue Internationale Zentrum für prähistorische Kunst in Montignac, Frankreich, empfängt Besucher zu einer umfassenden Erfahrung der prähistorischen Höhlenmalereien von Lascaux. Die 20.000 Jahre alten Gemälde, die aufgrund ihrer historischen Bedeutung von Archäologen auch als „Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte“ bezeichnet werden, gehören zu den herausragendsten Beispielen für die Kunst der Altsteinzeit. Die Architekten Snøhetta und SRA haben in enger Zusammenarbeit mit dem Szenographen Casson Mann und einem Team von Archäologen ein ganzheitliches Museums- und Bildungserlebnis geschaffen. Erlebnisorientiertes Storytelling gepaart mit einem Faksimile der Höhlen bietet Lascaux IV den Besuchern die Möglichkeit, die Höhlen auf eine einzigartige Weise zu entdecken.

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Foto: Eric Solé
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Schnittpunkt zweier Landschaften

Das neue Höhlenmuseum von Lascaux IV befindet sich am Schnittpunkt zweier einzigartiger Landschaften. Zwischen einem dicht bewaldeten, geschützten Hang und dem landwirtschaftlich genutzten Vézère-Tal. Snøhettas Entwurf konzipiert das Museum als einen dezenten Schnitt in die Landschaft und lädt dessen Besucher in eine Welt der Vorgeschichte ein. Die Erfahrung der Höhlenreplik in zeitgenössischem Design  ermöglicht es dem Besucher zu verstehen, dass er sich in der Gegenwart einer Reproduktion befindet. Gestalt und Materialität des Museums weisen eine monolithische, nüchterne Form auf, die auf die umgebende Natur und die in den Hügel eingebetteten massiven Felsformationen Bezug nimmt.

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Foto: Boegly + Grazia
Foto: Boegly + Grazia
Foto: Boegly + Grazia
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Übergang durch Raum und Zeit

Von der Lobby aus gelangen die Besucher mit einem Aufzug zum Aussichtspunkt auf dem Dach, der einen herrlichen Panoramablick auf Montignac und das Vézère-Tal bietet. Dann steigen sie einen sanften Hang zum Höhlen-Faksimile hinab, der der Neigung des Daches zum Waldrand folgt, bis der Eingang zur Nachbildung erreicht wird. Der kurvenreiche Weg durch die Landschaft und der allmähliche Abstieg auf die Ebene sorgen für einen mentalen Übergang durch Zeit und Raum. Sie schaffen ein ähnliches Erlebnis wie es die ersten Entdecker der Höhle im Jahr 1940 erlebt haben dürften.

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Foto: Boegly + Grazia
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Authentische Erfahrung längst vergangener Zeiten

Im Inneren des Höhlen-Faksimile herrscht eine feuchte und dunkle Atmosphäre. Geräusche sind gedämpft; die Temperatur liegt bei etwa 16 Grad Celsius. Die in diesem Fall künstlich geschaffenen Bedingungen sorgen für Kontemplation und ermöglichen den Besuchern eine authentische Erfahrung längst vergangener Zeiten. Lichter flackern genauso wie die Tierfettlampen der Altsteinzeit und geben die Schichten von Gemälden und Gravuren auf der Oberfläche der Wände frei.

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Foto: Boegly + Grazia
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Aufwändiger Reproduktionsprozess

Um die ursprüngliche Höhlenform mit einer hohen Genauigkeit abzubilden setzte man auf 3D-Laserscanning- und eigens entwickelte Gusstechnologien ein. Nach dem Bau durchliefen die Höhlen einen sorgfältigen analogen Prozess: 25 Künstler verbrachten zwei Jahre damit, 900 Meter Reproduktionen von Harzfelsen von Hand zu bemalen. Um ein hohes Maß an Genauigkeit bei der Nachbildung der 1900 Gemälde und Gravuren, die die Wände von Lascaux IV schmücken, zu gewährleisten, griffen die Künstler auf die gleichen Pigmente zurück, die die prähistorischen Maler vor 20.000 Jahren verwendeten.

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Foto: Boegly + Grazia
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Beim Verlassen des Faksimile gelangen die Besucher in einen Übergangsbereich, der als Höhlengarten bezeichnet wird. Dieser Innenhof bietet die Möglichkeit, sich nach der intensiven Erfahrung der Höhlennachbildung wieder an die äußeren Bedingungen anzupassen. Die Beziehung zum Himmel, die Präsenz von Pflanzen und das Geräusch von fließendem Wasser bestimmen die Szenerie.

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Foto: Boegly + Grazia
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Foto: Eric Solé
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Im gesamten Museum bewegt sich das Besuchererlebnis in einer Balance aus starken Unterschieden in Atmosphären, Licht und Intensitäten – von den geschlossenen Ausstellungsräumen im Hügel bis hin zu den lichtdurchfluteten Lobby- und Übergangsräumen. Die Gegenüberstellung von Abstieg und Aufstieg, Innen und Außen, Erde und Himmel oder Natur und Kunst ruft das analoge Erlebnis der Höhlen hervor.

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Foto: Eric Solé
Foto: Eric Solé
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Der Bereich zwischen den Bildungsräumen wird durch ein Oberlicht beleuchtet und sorgt so für eine ruhige und besinnliche Zone, in der sich die Besucher zwischen den Ausstellungen erholen und ausruhen können. Es entsteht außerdem ein Raum, in dem sich die Besucher treffen können.

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Foto: Eric Solé
Foto: Dan Courtice
Foto: Dan Courtice
Foto: Boegly + Grazia
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Das folgende Interpretationszentrum bietet interaktive Ausstellungen, die die reiche Geschichte des Vézère-Tals und dessen Höhlenmalereien vermitteln. Casson Manns Installationen werden durch digitale Lernerfahrungen ergänzt.

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Foto: Boegly + Grazia
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Besucher können sich mit einem speziell für das Museum entwickelten Gerät namens „Companion De Visite“ beschäftigen. Das interaktive digitale Begleitgerät befreit die Galerieräume von Texttafeln – es verbindet Kunst, Geschichte, Kultur und Kontemplation, indem es zusätzliche Informationen und Einblicke in die Vergangenheit bietet.

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Foto: Boegly + Grazia
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Der erste Ausstellungsraum im Interpretationszentrum ist das Atelier de Lascaux mit acht hängenden Felswandfragmenten, in denen Besucher die Gemälde genauer betrachten können. Dieser Raum informiert über die Geschichte der Höhlen und ihre Entdeckung. des Des Weiteren klärt darüber auf, warum die echte Höhle jetzt geschlossen ist und wie die Künstler vor 20.000 Jahren gearbeitet haben.

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Foto: Dan Courtice
Foto: Boegly + Grazia
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Das Theatre de l’art partetial präsentiert ein dreiaktiges Theaterstück mit Licht, Ton, Filmen und Objekten, um die Geschichte der Höhlenkunst von Lascaux zum Leben zu erwecken. Bei der digitalen Reise durch die Höhle tragen die Besucher eine 3D-Stereobrille.

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Foto: Eric Solé
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In der Galerie de l’imaginaire können Besucher den Einfluss prähistorischer Höhlenkunst auf moderne und zeitgenössische Künstler erkunden. John Paul Jouary – Professor, Philosoph und Autor – beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen paläolithischer und der Kunst unserer Zeit. Er hat die Inhalte der Galerie kuratiert.

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Foto: Boegly + Grazia
Foto: Eric Solé
Foto: Eric Solé
Foto: Eric Solé
Foto: Boegly + Grazia
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Ort das kulturelle Erbe zu verstehen

Als markante, zeitgenössische Ergänzung der Landschaft des Vézere-Tals bietet Lascaux IV eine neue Erfahrung einiger der bekanntesten Beispiele prähistorischer Kunst. Dabei ermöglicht die Architektur, das reiche Erbe dieser Stätte zu verstehen. Das Projekt besteht aus einer Kombination von Low-Tech- und High-Tech-Elementen, von der sorgfältig handbemalten Nachbildung bis hin zu Virtual-Reality-Ausstellungen, die seine Besucher in eine zeitgenössische (Wieder-)Entdeckung der Kunst unserer Vorfahren einbeziehen. Indem physische und interpretative Konzepte und Räume miteinander verwoben werden, vereint das ganzheitlich konzipierte Zentrum paläolithische Kunst mit zeitgenössischen Ansätzen des räumlichen und erlebnisorientierten Erzählens.

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Foto: Boegly + Grazia
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Ort: Montignac, Frankreich
Projektdauer: 2012 – 2016
Grundstücksfläche: 11.400 Quadratmeter
Bruttogeschossfläche: 8.365 Quadratmeter

Auftraggeber: Conseil Général de la Dordogne
Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur: Snøhetta
Szenografie: Casson Mann
Partnerbüro: SRA Architectes, Duncan Lewis Scape Architecture